Von barocken Prunkwerken bis zu Pop-up-Galerien: An diesen europäischen Reisezielen finden Kunstbegeisterte Inspiration.
Rund 65 km südwestlich von Athen liegt die kleine Insel Hydra. Auf den ersten Blick erscheint sie wie viele andere griechische Inseln: steile, verwinkelte Gassen, weiße Häuschen, idyllische Buchten, mediterranes Flair. Doch Hydra war und ist zudem wichtige Anlaufstelle für Kunstschaffende aus aller Welt. In den 1950er Jahren lud der griechische Kubist Nikos Ghika regelmäßig Kolleginnen und Kollegen dorthin ein. Auch John Lennon, Peter Ustinov und Leonard Cohen ließen sich in den 1950er und 1960ern von der kargen Schönheit der Insel begeistern. Hydra ist jedoch nicht nur für ihre prominenten Besucherinnen und Besucher bekannt. Ein Spaziergang durch die Hafenstadt ist wie eine Reise durch die Zeit: Traditionelle Steinhäuser, kleine Kapellen und eindrucksvolle Villen prägen das Stadtbild. Neuzeitliche Elemente wie Plastikstühle, Satellitenschüsseln oder selbst Asphalt sind auf der denkmalgeschützten Insel nicht gestattet. So soll das historisch-authentische Ambiente bewahrt werden. Wer zeitgenössische Kunst erleben möchte, besucht die kleinen Ateliers, Ausstellungen und Pop-up-Galerien. Gut zu wissen: Hydra ist komplett autofrei und nur mit dem Boot erreichbar.
Die Liste der Pariser Sehenswürdigkeiten ist lang: das Louvre-Museum, der Arc de Triomphe, Sacre Cœur, der Eiffelturm – um nur einige zu nennen. Nicht zu vergessen die Bewohnerinnen und Bewohner selbst, die für ihren eleganten Stil bekannt sind. Der liegt ihnen quasi im Blut, denn Paris ist seit dem Mittelalter Impulsgeber für Mode, Kultur und Kunst. Im 17. Jahrhundert war der prunkvolle Lebensstil am Hof von Versailles so „en vogue“, dass andere europäische Königshäuser ihn eifrig nachahmten. Und niemand Geringeres als Sonnenkönig Ludwig XIV. gründete im Jahr 1648 die berühmte Académie royale de peinture et de sculpture, die sich auf die Förderung der Malerei und Bildhauerei konzentrierte. Bis heute bringt die lebendige Kreativszene der Stadt immer wieder Neues hervor – zu bestaunen unter anderem in der Galerie Marguo, Mariane Ibrahim, Fitzpatrick Gallery, Balice Hertling Gallery und Sainte Anne Gallery. Nicht zu vergessen das für seine farbenfrohe Street-Art berühmte, hippe 13. Arrondissement.
Kaum jemand hat das Stadtbild Barcelonas so maßgeblich geprägt wie Antonio Gaudí. Der katalanische Architekt und Designer hinterließ seine künstlerische Handschrift auf zahlreichen Wahrzeichen, darunter dem Parc Güell und Casa Batlló. Sein wohl berühmtestes Bauwerk, die Sagrada Família, zieht jedes Jahr Millionen Besuchende an. Barcelona ist aber noch für viele weitere Kunstschaffende bekannt, darunter Pablo Picasso, Joan Miró, Antoni Tàpies und Salvador Dalí. Fans moderner Kunst können ihre Werke in den zahlreichen Museen Barcelonas bewundern. Im Picasso Museum etwa finden sich vor allem frühe Arbeiten und die 58-teilige „Las Meninas“-Serie aus dem Jahr 1957. Lohnend ist auch ein Besuch im Katalonischen Nationalmuseum MNAC (Museu Nacional d‘Art de Catalunya). In dem prachtvollen Gebäude stehen umfassende Sammlungen von der Romanik bis zur Moderne aus. Ein wahres Kontrastprogramm bietet das CaixaForum, eine ehemalige Textilfabrik, mit wechselnden Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst.
Etwa 60 km südlich von München, rund um Murnau am Staffelsee, erstreckt sich das Blaue Land. Ihren Namen verdankt die Region dem „Blauen Reiter“ – eine Kunstschaffenden-Vereinigung, gegründet von den beiden Expressionisten Franz Marc und Wassily Kandinsky im Jahr 1911. Zu den Mitgliedern gehörten bekannte Vertreterinnen und Vertreter des deutschen Expressionismus wie Gabriele Münter, Paul Klee und August Macke. Inspiration für ihre Werke fanden die Künstlerinnen und Künstler in der malerischen und vielseitigen Landschaft Oberbayerns. Vom Murnauer Moos über den Froschhauser See bis zum Karwendel bietet die Region beeindruckende Ausblicke, die sich in den expressiven Gemälden wiederfinden. Noch heute können Interessierte das Münter-Haus in Murnau besichtigen. Hier lebte und arbeitete das Ehepaar Münter und Kandinsky von 1909 bis 1914, oft besucht von anderen „Blauen Reiter“-Mitwirkenden. Durch die Fenster des heutigen Museums fällt der Blick auf den üppigen Garten und die imposante Bergkette – noch immer eine Inspirationsquelle für Kunstschaffende und -interessierte.